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Kapelle Adelwil

Pfarreizugehörigkeit

Im Weiler Adelwil, Sempach Station, steht bereits seit dem frühen Mittelalter eine Kapelle. Man vermutet, dass sie an der Stelle einer früheren heidnischen Opferstätte errichtet wurde. Sie lag bis zur Absenkung des Sempachersees 1806 an der alten Landstrasse Sempach - Neuenkirch – Luzern. Während des ganzen Mittelalters und bis zum Jahre 1807 bildete die Grosse Aa die Grenze zwischen den Pfarreien Sempach und Neuenkirch. Aus dem gleichen Grund hatte auch der Weiler Rippertschwand, der östlich der Grossen Aa liegt, zur Pfarrei Sempach gehört.

Älteste Zeugen

Die erste, wahrscheinlich im 12. Jahrhundert erbaute Kapelle, deren Grundmauern anlässlich der Grabungen bei der Kapellenrenovation von 1987/1988 gefunden wurden, war die Filialkirche der Pfarrkirche St. Stephan, Kirchbühl. Wie die Ausgrabungen zeigten, stand sie an der gleichen Stelle wie die heutige Kapelle und war aus Steinmauerwerk, mit Mörteln verbunden, konstruiert. Dort, wo heute das Vorzeichen steht, fand man einen kleinen Friedhof. Wahrscheinlich war bereits diese erste Kapelle durch die 7 Höfe von Adelwil, die heute noch für die Kapelle sorgen, erbaut worden.

Die Kapelle

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Kapelle im Jahre 1366. Im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einer Wallfahrtskapelle, zu der das Landvolk in kleinen oder grösseren Anliegen pilgerte. Im Zuge der Gegenreformation wurde 1594 sogar ein eigener Wallfahrtskaplan eingesetzt. 

Zu dieser Zeit muss die Kapelle ziemlich baufällig gewesen sein. Der Wallfahrtsgeistliche setzte sich für einen Neubau ein und das von den Wallfahrern reichlich gespendete Geld sorgte dafür, dass kurz nach 1600 ein Neubau ins Auge gefasst werden konnte. Zeitgleich mit der Kapelle Gormund entstand in den Jahren 1610 – 1618 die heutige Kapelle. Bezeugt ist dies durch eine Glasscheibe, die die Jahreszahl 1618 trägt. Der Innenausbau dauerte noch einige Jahre weiter an. Der bekannte Luzerner Maler Kaspar Meglinger (1595 - 1670) gestaltete 1624 – 1634 einen Bilderzyklus über das Leben der heiligen Gallus und Einbeth. Ebenso schuf er das Bild für den Hochaltar. 1624 wurden in einer feierlichen Zeremonie die Reliquien der heiligen Einbeth in die neue Kapelle übertragen. 

1752 erfolgte eine Barockisierung der Kapelle. Die Fresken der 14 Nothelfer im Chorbogen wurden übermalt – erst bei der Restauration 1934 wurden sie wieder sichtbar gemacht. 1893 wurde ein Chorgitter eingefügt, das 1988 wieder entfernt wurde. Über die ursprünglichen Holzdecken wurde eine Gipsdecke angebracht, und es wurde eine Empore eingebaut. 1914 wurde zudem eine Sakristei angebaut. 

1934 erfolgte eine Innenrenovation mit Abbruch der Empore, von welcher der damalige Stadtpfarrer Erni von Sempach die Hälfte der Kosten aus dem eigenen Sack berappte. 1987/88 schliesslich wurde die Kapelle für rund 1.1 Mio. Franken innen und aussen vollständig erneuert und unter Denkmalschutz gestellt. Sie zeigt sich heute wieder im ursprünglichen Zustand vom Anfang des 17. Jahrhunderts und ist eine beliebte Trauungskapelle. 

Kulturelles Kleinod

Von kulturhistorischem Interesse ist nicht so sehr der einfache, spätgotische Bau, als vielmehr die 24 Legendenbilder (Gallus- und Einbeth-Zyklus) von Caspar Meglinger(1595 - 1670), der auch die Giebelbilder der Luzerner Spreuerbrücke geschaffen hat.

Der Galluszyklus beginnt mit der Berufung durch Columban, berichtet sodann von der Verteilung der Güter an die Armen, den Empfang durch König Sigisbert, von den ersten Gründungen, vom Verbrennen der Götzenbilder am Zürichsee, der Vertreibung des heiligen Gallus und dessen Rückzug als Einsiedler ins Tal der Steinach.

Der Einbethzyklus beginnt mit der Berufung und endet mit dem Tod der heiligen Einbeth, ihrer Verehrung und der Übertragung ihrer Reliquien nach Adelwil. Über ihr Leben ist leider kaum etwas bekannt.

Ebenfalls von Kaspar Meglinger stammt das eindrückliche Bild der Reliquienübertragung (Translation) aus dem Jahre 1624 an der westlichen Seitenwand. Viel Volk in zeitgenössischen Kleidern zieht in Prozession um das Kirchlein und gewährt so einen interessanten Einblick in die damalige Kleidermode.

In der Chorbogen-Leibung ist Maria mit den Vierzehn Nothelfern und dem hl. Magnus dargestellt. Das Chordeckenbild stammt vom Maler Hans Jakob Wysshaupt. Die Bildmotive des Chordeckenbildes schliessen interessanterweise direkt an diejenigen von Wysshaupts Chorgewölbe in Werthenstein an. An beiden Orten steht im Zentrum das Namen-Jesu-Monogramm (JHS) mit Kreuz über drei Nägeln umgeben von musizierenden Engeln.

Interessant sind auch die drei Altäre. Sowohl der Hochaltar als auch die beiden Seitenaltäre sind aus Nussbaumholz, eine Bauweise, die nur während der Jahre 1610 – 1630 üblich war. Das Hochaltarbild zeigt die Himmelfahrt Mariens.

Alljährlich, an einem Sonntag Ende August, findet bei der Kapelle ein gemeinsamer Feldgottesdienst der beiden Nachbarpfarreien Sempach und Neuenkirch statt.